Stichwort: disruptiv
Disruption – be destuctive or get destructed
„Eine disruptive Technologie ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt. Disruptive Innovationen sind meist am unteren Ende des Marktes und in neuen Märkten zu finden.“ So trocken sagt es Wikipedia.
Disruption galt, laut FAZ, 2015 als große Nummer im Bullshit-Bingo für Manager und wurde sogar zum Wirtschaftswort des Jahres gekürt. Überall und in allen Zusammenhängen wurde von der einen großen, disruptiven, Idee gesprochen, die in der Lage ist, ganze Branchen zu zerstören – und es auch tut. Was auf den Markt drängte, musste ab sofort vor allem disruptiv unterwegs sein. Unweigerlich drängt sich mir das Bild eines durch die Bauchdecke brechenden Alien auf …
Aber was ist wirklich dran an der wirtschaftlichen Macht zur Störung, dem Bruch, der Zerbrechung?
Wie so vieles ist Disruption ein Importschlager aus den USA, genauer gesagt: aus dem Silicon Valley. Steve Jobs gilt als Disruptor der ersten Stunde, Apple, Google, Facebook, Uber und Airbnb als firmengewordene Disruption. Eigentlich ist Disruption nicht viel mehr als ein Businessmodell, nach dem einfach mal Dienstleistungen und/oder Produkte einfacher zugänglich gemacht werden, als sie es vorher waren. Jeff Bezos, CEO von Amazon und schöpferischer Zerstörer aus Leidenschaft und Überzeugung bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Alles, was die Kunden lieber mögen als das, was sie vorher gekannt haben, ist disruptiv.“ Na bitte. Inzwischen ist das Disruptive Pferd so totgeritten, dass es angeblich eine App gibt, die sofort Bullshit schreibt, wenn irgendwo das Wort „disrupt“ auftaucht.
Als Beweis dafür, dass auf der Strecke bleibt, wer nicht disruptiv ist, dient Kodak. Das Unternehmen war einst Marktführer und verpasste es, innovativ zu bleiben, was mit Insolvenz bestraft wurde. Innovation und Disruption gehen oftmals Hand in Hand. Es ist schwer, jeden Tag das Rad neu zu erfinden, aber ein günstigeres zu entwickeln als der Marktführer – das geht. Also ist innovativ immer häufiger auch disruptive. Man macht keine neue Erfindung, sondern findet eine Nische und erschließt sich eine neue Zielgruppe. Und dann werden offene Wünsche und bis Dato unbefriedigte Bedürfnisse erfüllt, weil das bestehende Produkt schlichtweg zu teuer oder zu kompliziert war.